Gefährdung
Gelbbauchunke (Bombina variegata) Wechselkröte (Bufo viridis)
Gelbbauchunke und Wechselkröte sind auf der Roten Liste Deutschland als "stark gefährdet" verzeichnet.
Amphibien gehören zu den Tieren, die am stärksten vom Artenschwund betroffen sind. Von den 21 Arten in Deutschland sind laut  Rote Liste
   vom Aussterben bedroht (Gefährdungskategorie 1):
Rotbauchunke
   stark gefährdet (Gefährdungskategorie 2):
Gelbbauchunke
Knoblauchkröte
Wechselkröte
Laubfrosch
Moorfrosch

Für Bayern gilt:
   vom Aussterben bedroht (Gefährdungskategorie 1):
Alpen-Kammmolch
Geburtshelferkröte
Wechselkröte
Moorfrosch
   stark gefährdet (Gefährdungskategorie 2):
Kammmolch
Knoblauchkröte
Springfrosch

Auch weltweit ist die Situation bedenklich, wenn nicht sogar dramatisch: Von den etwa 2500 bekannten Arten sind in den neunziger Jahren 20 Arten ausgestorben, 200 Arten sind vom Bestandesschwund betroffen!
Da Amphibien durch ihre dünne Haut empfindlicher als andere Arten auf Umweltveränderungen reagieren, stellen sie wirksame ökologische Frühwarnsysteme dar, die auch eine mögliche Gefährdung des Menschen anzeigen. Die Gefährdung der Amphibien wird daher in Fachkreisen international diskutiert (Stichwort: amphibian decline).
Als Hauptgründe des Rückgangs der Amphibienpopulationen in unseren Breiten sind zu nennen:
(1) Zerstörung der Laichgewässer (Lebensraumverlust = Habitatverlust)
Viele Teiche und Tümpfel werden gedankenlos trockengelegt oder zugeschüttet. Zwei Beispiele aus Herrnsdorf/Landkreis Bamberg, die zur Vernichtung einer über 4000 Tiere zählenden Population führten: Das Hauptlaichgewässer wurde zugeschüttet, um Freiflächen für Pferdehaltung zu schaffen; das zweite Laichgewässer trocknet inzwischen im Sommer regelmäßig aus. Ursache ist ein Neubaugebiet in der Nähe: Bei der  Erschließung wurde die Wasserzufuhr des Teiches an die neue Kanalisation angeschlossen.
(2) Straßenbau/Verkehr
Die Straßendichte Deutschlands nimmt weltweit eine Spitzenstellung ein. Dies bedeutet gleichzeitig, dass die meisten Tiere auf dem Weg zum Laichgewässer eine Straße überqueren müssen. Wenn es die zahlreichen betreuten Amphibienübergänge während der Laichwanderung nicht gäbe, würden zahlreiche Amphibienstandorte in wenigen Jahren erlöschen. Vorsichtige Schätzungen zeigen, dass bei mäßigem Verkehr (max. 50 Autos/Stunde) etwa die Hälfte der Tiere die andere Straßenseite nicht erreicht, sondern überfahren wird.
(3) Kanalisierung von Fließgewässern: Bildung unüberwindlicher Steilufer
Die Begradigung von langsam fließenden Bächen ist eine amphibienfeindliche Aktion. Amphibien überqueren Fließgewässer nur ungern; die bei der Begradigung entstehenden Steilufer stellen in vielen Fällen eine zusätzliche unüberwindliche Barriere dar.
(4) Teichwirtschaft
a) "Entlandung"
Flachuferbereiche werden ausgeschoben, Verlandungsgebiete beseitigt. Das Wasser in Flachzonen von Teichen wird durch die Sonne leicht erwärmt und ist daher der optimale Ort zum Reifen des Amphibienlaichs.
b) Nichtbespannen von Fischteichen
Manche Teichbesitzer sehen in Amphibien unerwünschte Nahrungskonkurrenten ihrer Fische. Sie lassen daher im Herbst das Wasser ab und befüllen ("bespannen") die Teiche erst nach Beendigung der Amphibienwanderung (meist Anfang April). - In Wirklichkeit sind Kaulquappen umgekehrt häufig Nahrung von Fischen!
(5) Entwässerung und Abtorfen der Moore
Moore stellen für zahlreiche Amphibienarten ("Moor"-Frosch usw.) einen idealen Lebensraum dar. Leider nehmen unsere Moore nur noch einen geringen Prozentsatz ihrer ursprünglichen Fläche ein.
(6) Flurbereinigung
Lange Zeit galt die Flurbereinigung als Allheilmittel zur Förderung des bäuerlichen Berufsstandes. Im Sinne einer "ordnungsgemäßen Landwirtschaft" wurde die Landschaft maschinenfreundlich gestaltet und "ausgeräumt": Kleinflächige Unterbrechungen von Agrarflächen (Bäche, Feuchtstellen in Äckern, Hecken, Raine) wurden beseitigt. Mit dieser Zerstörung vielseitiger Landschaftselemente wurde auch den Amphibien Lebensraum und Nahrung genommen. Es entstanden großflächige "Agrarwüsten", auf denen intensiver Anbau mit nur einer einzigen Pflanze durchgeführt wurde. - Mittlerweile sind die Flurbereinigungsbehörden am Umdenken, wie auch die Namensänderung zu "Direktionen für ländliche Entwicklung" (Bayern) zeigt. Mit großem Aufwand werden Flächen aufgekauft und kleinflächige Parzellen zur netzartigen Unterbrechung der Agrarflächen naturnah gestaltet.
(7) Landwirtschaft
a) Gifteinsatz (besonders intensiv im Gartenbau)
Die im Pflanzenschutz eingesetzten Chemikalien können die dünne Amphibienhaut bei Kontakt leicht durchdringen.
b) Düngung mit ätzenden Mineralstoffen
Mineralstoffdünger sind ätzende Salze, die die empfindliche Haut der Amphibien rasch zerstören. Dies gilt besonders, wenn behandelte Äcker Lebensraum oder Wanderwege bilden. Da Mineraldüngerstäube zusätzlich durch den Wind in Amphibiengewässer eingetragen werden, besteht auch hier eine Gefährdung, besonders bei großer räumlicher Nähe zu konventionell bewirtschafteten Äckern.
c) Mischwälder: Umwandlung in Nadelwald-Monokulturen
Die Tendenz, bei Aufforstungen Nadelbäume (hauptsächtlich Fichten) zu pflanzen, ist ungebrochen. Nadelforste bieten im Gegensatz zu Mischwäldern den Amphibien jedoch nur einen minderwertigen Lebensraum.
(8) Gewässerverschmutzung
Amphibien vertragen wegen ihrer durchlässigen Haut meist nur eine mäßige Verschmutzung ihrer Laichgewässer. So können bereits die relativ ungiftigen, jedoch nicht geklärten Abwässer aus Molkereien und Brauereien einen Teich für Amphibien unbewohnbar machen.- In verschmutzten Gewässern kommt es häufig zu einer Verpilzung (Schimmeln) und damit einer Zerstörung des Amphibienlaichs.
(9) Verbuschung von Teichufern
Amphibienlaich benötigt zur optimalen Entwicklung wärmende Sonnenstrahlen. Wenn Teichufer mit Büschen und Bäumen zuwachsen, sinkt die Wassertemperatur, und die Entwicklung der Larven ist stark verzögert und erschwert.
(10) Ozonloch
Jahrzehnte lang wurden bedenkenlos Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) in Spraydosen oder Kühlgeräten eingesetzt, bis man erkannte, dass diese Stoffe in die höheren Schichten der Atmosphäre hochsteigen und dort die Ozonschicht zerstören. Diese stellt jedoch einen wirksamen Schutz gegen UV-Strahlen dar. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die zunehmende UV-Strahlung an der Erdoberfläche Amphibienlaich schädigt.
(11) Infektionskrankheiten
Seit etwa 1980 hat die Häufigkeit von Infektionskrankheiten deutlich zugenommen. Es wurden auffällige Pilzinfektionen (Chytridiomykosen) und Virusinfektionen (Iridovirosen) festgestellt. Unter Umständen ist ein geschwächtes Immunsystem Ursache der größeren Krankheitsanfälligkeit. Die Schwächung des Immunsystems wiederum steht im Zusammenhang mit häufigen Stresssituationen, z. B. durch die Zunahme von Fressfeinden, Änderung des Klimas und durch die vielfältige chemische Belastung der Haut.

Der globale Rückgang der Amphibien ist deswegen besonders alarmierend, da er häufig in geschützten Gebieten (z. B. Nationalparks) registriert wird, in denen der menschliche Einfluss auf ein Minimum reduziert ist. Offensichtlich hat der Mensch bereits so stark seine Umwelt beeinträchtigt, dass die Veränderungen weltweit wirksam werden. Es sind hier zu nennen:
   globale Erwärmung (Treibhauseffekt)
   Anstieg schädlicher UV-Strahlen als Folge des Ozonloches (UV-B)
   saurer Regen, entstanden durch die Reaktion von Abgasen mit Sauerstoff und Wasser in der Luft
   bedenkenloser Einsatz von Giften und deren Anreicherung in den Nahrungsketten

Man   darf nicht vergessen, dass in vielen Ländern die Einbürgerung von Arten zu einer Verschiebung des Artengefüges geführt hat: Die Agakröte (Bufo marinus), eine aus Südamerika stammende, bis 22 cm lange Riesenkröte, ist sehr anpassungsfähig und wurde in vielen Regionen (z. B. Hawaii, Jamaika, Salomonen, Florida) erfolgreich als Schädlingsbekämpfer eingeführt. Sie sind sehr gefräßig und leeren sogar Hundenäpfe! Da sie und ihr Laich (bis 35.000 Eier pro Jahr) gleichzeitig ziemlich giftig sind, haben sie kaum Feinde und vermehren sich stark. Dadurch werden sie zu Nahrungskonkurrenten der ursprünglich in einem Gebiet lebenden Amphibien und können diese zum Aussterben bringen.

Ruf de Agakröte zum Abhören: http://www.zo.utexas.edu/research/txherps/calls/b.marinus.sing.50.11k.aiff

Ähnliches gilt in den gemäßigten Breiten für den aus Nordamerika importierten Amerikanischen Ochsenfrosch (Rana catesbeiana). NÖLLERT schreibt: "Magenanalysen bei Ochsenfröschen aus der Poebene zeigten, daß vor allem andere Frösche, Wassernattern, Küken des Teichhuhns und verschiedener Entenarten gefressen werden. Es liegt die Vermutung nahe, daß der Ochsenfrosch als Nahrungskonkurrent und Freßfeind eine bestandslimitierende Rolle gegenüber der bodenständigen Wirbeltierfauna spielt." Im Jahr 2003 wurde auch im Landkreis Bamberg (Steigerwald) erstmals ein Ochsenfrosch gefunden; es ist zu befürchten, dass sich diese fremde Art bei uns ausbreitet!
Agakröte (Bufo marinus)
Der Südamerikanische Ochsenfrosch (Leptodactylus pentadactylus) - hier ein Foto aus dem Aquarium des Berliner Zoos - ist an seinem charakteristischen dunklen Zahnmuster am Maul zu erkennen. Als tropische Art stellt er keine Gefahr für die einheimische Fauna dar, wird aber gern von Herpetologen gehalten. Er hat  mit dem "echten" Amerikanischen Ochsenfrosch (Rana catesbeiana) nur die Größe gemeinsam, ist aber nicht näher mit ihm verwandt, wie schon die unterschiedliche Gattungsbezeichnung zeigt. Höchst ungewöhnlich ist sein Ruf, ein lautes und durchdringendes Miauen! Man nennt ihn daher auch Pfeiffrosch.

Noch immer soll es Gourmets geben, die auf Menüs mit Froschschenkel nicht verzichten können. Durch den Export von Fröschen sind in Indien stellenweise die Froschpopulationen so stark dezimiert worden, dass die Fiebermücke (Anopheles) keine wirksamen natürlichen Feinde mehr besitzt. Dies hat zu einer drastischen Zunahme der Malaria-Erkrankungen geführt.
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